Chris Ringland - Grand Master of Shiraz Seit Robert Parker ihn einer breiten Weinweltöffentlichkeit Mitte der 90’er Jahre vorgestellt hat, ist Ringland insbesondere in den USA und Asien ein Star. Um seine Weine reißen sich Sammler rund um den Globus und doch hat dieser Mann, wenn man ihn trifft, trotz seiner hünenhaften Statur so gar nichts von einem raumfüllenden Selbstdarsteller. Eher unprätentiös und schüchtern, abgewogen, mit feinsinnig intellektuellem Sprachschatz und Humor, begegnet Ringland seinem Gegenüber. Die nahezu dreißig Jahre, die der gebürtige Neuseeländer mittlerweile im deutsch geprägten Barossa Valley verbracht hat, haben Spuren hinterlassen. Obwohl Chris Ringland über keine deutschen Vorfahren verfügt, geht es auf seinem Weingut, das mit seiner in die Natur des Hangs eingefügten, zweigeschossigen Architektur aufgrund der überschaubaren Größe liebevoll als „Garage“ bezeichnet werden kann, so blitzsauber zu, wie bei der schwäbischen Kehrwoche. Keine Schuhsole betritt jemals seine privaten Räume, die oberhalb des Kellers liegen und die mit einem modernen Ambiente und offener Küche zugleich für Degustationszwecke genutzt werden. Charmant wird man als Gast noch vor der Haustüre gebeten, sein Schuhwerk abzustreifen und es doch bitte fein säuberlich in den offenen Schuhschrank neben Ringlands eigenen Schuhen einzustellen. Geradezu schwäbisch auch die originäre Bestückung des Stauraums, beherbergt er doch lediglich zwei paar Schuhe, einmal Sneakers und ein von Gebrauch gegerbtes Paar Wanderstiefel. Ein klares Signal dafür, was dem Menschen Ringland wichtig ist. Er ist ein unaufdringlicher Ästhet mit Sinn für das Wesentliche. So wie der Mensch Ringland sind auch seine Weine: Tiefgründig aber nicht aufdringlich, bestimmend, aber nicht erschlagend, mutig, bis an die Grenzen gehend, jederzeit kreativ und bisweilen provozierend, humorvoll, voller Überraschungen und doch berechenbar, mit einer Perfektion bis ins letzte Detail und wiederum der Konzentration auf das Wesentliche, das beim Wein für ihn immer die Frucht bedeutet. Seine Kunst, die Tannine mit ungeheurer Tragkraft und gleichzeitig feinster, seidigster Konsistenz zu erarbeiten, gibt sowohl Zeugnis für höchste Akribie als auch für seinen Fokus: Die Frucht. Ringland überlässt dabei nichts dem Zufall, selbst die Korken für seinen „Chris Ringland Shiraz“ (vormals „Three Rivers Shiraz“) wählt er Stück für Stück in einer zeitraubenden zweitägigen Prozedur einzeln aus, um zu befinden, welches Material würdig ist, seine Kunstwerke zu verschließen. Er tut dies alljährlich nicht alleine, sondern zusammen mit einem guten Freund, um gleichzeitig über ein Korrektiv für sein eigenes Urteil zu verfügen. Die zwei Tage reichen aus, da von diesem einzigartigen Elixier lediglich 1500 Flaschen und 100 Magnums pro Jahrgang abgefüllt werden. Nein, Ringland ist kein Besserwisser oder an sich selbst berauschter Charakter, wie sie gelegentlich in der Weinszene anzutreffen sind. Ringland ist vielmehr Dialektiker, immer bereit zur Kritik seiner Selbst, um das zu erreichen, was ihn antreibt: noch besser zu werden. Der Weg ist sein Ziel, oder wie sein langjähriger Freund, der aus Österreich stammende Besitzer des gleichnamigen Weinguts im Barossa Valley, Rolf Binder, ausdrückt: „Wir haben noch nicht unseren besten Wein gemacht“. Binder vergleicht Ringland denn auch mit einem jungen und gleichsam alten Stier. Es sind Kraft und Fokus für das Detail gepaart mit dem Gefühl für Zeit, die ihn als Weinmacher auszeichnen. „Gefühl und Intuition können Professionalität nicht ersetzen, aber ergänzen“, sagt Binder und von beidem hat Ringland überdurchschnittlich viel. Dabei begann alles im zarten Teenager-Alter in seiner Heimat Neuseeland, als er zum ersten mal tieferes Interesse für Wein verspürte und auf Dr. Reiner Eschenbruch traf, dem Chef der Weinforschungsinstituts am „New Zeeland Department of Scientific and Industrial Research Viticulture“ in Te Kauwhata. Eschenbruch, ein in Freiburg studierter deutschstämmiger Experte mit intellektuellem Charisma, motivierte ihn zum Studium der Önologie an der Universität von Süd-Australien und gab ihm mit auf den Weg, den wissenschaftlichen Zugang als Schlüsselfaktor für die Kreation eines großen Weines nie aus den Augen zu verlieren. Diese wissenschaftlich geprägte Didaktik und Neugierde kennzeichnen den Menschen Ringland bis heute und so auch seine Weine. Die zweite prägende Figur im Leben des Chris Ringland trifft er dann im Barossa Valley mit Robert O’Callaghan, dem charismatischen Weinmacher und Besitzer von „Rockford“, dem Zentrum der Avantgarde der Weinszene Barossas in den 80’er und 90’er Jahren. Ringland entscheidet sich nach dem Studium in seiner neuen Heimat Australien, deren Staatsbürgerschaft er vor einigen Jahren mit Stolz angenommen hat, zu bleiben und O’Callaghan auf sein Weingut zu folgen, wo er zunächst als Junior und später dann als Chefweinmacher wirkt. Große Weine entstehen in dieser Zeit und O’Callaghan und er beraten parallel unter anderem das legendäre Weingut „Greenock Creek“ bei der Weinbereitung. In diesen Jahren entwickelt der eigenwillige Ringland nicht nur seinen einzigartigen und bis heute unverwechselbaren Stil sondern auch seinen unternehmerischen Drang nach Selbständigkeit einen eigenen Wein zu machen. O’Callaghan versteht und unterstützt diesen Wunsch und lässt ihn sukzessive ziehen, nach dem Ringland zunächst auf Kredit seinen Weinberg in Eden Valley erwirbt. Bis heute sind die Beiden Freunde und gehören zu den prägenden Persönlichkeiten der Weinregion Barossa. Egal wen man befragt, ob Craig Isbel, den jungen, aufstrebenden Weinmacher des Weinguts „Torbreck“ oder Christian Canute, Juniorchef und Weinmacher von „Rusden“, der einst seine Ausbildung bei Ringland auf „Rockford“ genoss, jeder spricht mit großem Respekt vom Meister und er tut dies auch umgekehrt. Neid scheint dieser „Community“ fremd. Ein wahrhaft wohltuendes und seltenes Phänomen in unserer Zeit und Teil der besonderen Atmosphäre Barossas. Diese läßt sich am besten und dichtesten aufnehmen, wenn man sich zum abendlichen Mahl ins „Ferment Asian“ begibt, einem Restaurant mit exzellenter asiatischer Küche und herausragend sortiertem Weinkeller mit über tausend Positionen aus aller Welt. Hier trifft sich, wer in Barossa etwas zu sagen hat oder selbiges werden will. Hier speisen der beste Fassmacher der Region ebenso wie die Winzer und Händler. Hier fühlt sich Chris Ringland sichtbar zu Hause. Sozusagen als Pendant zum tags zuvor verkosteten 1996 „Chris Ringland Shiraz“ trinken wir von der Karte den 1996 „Flaxman Valley Shiraz“ von Rockford, den Ringland ebenfalls persönlich vinifiziert hat und der als Einzellage damals auf die Reben aus dem nördlichen Teil seines eigenen Weinberges zurückgriff. Ringland musste infolge Geldmangels die Trauben in diesem Jahr an seinen Mentor O’Callaghan verkaufen. Es ist ein erhebendes Gefühl sozusagen die beiden Hälften ein und desselben Weinbergs zu trinken, fast wie bei einer Wiedervereinigung: es kommt zusammen, was zusammen gehört. Ein großartiger Augenblick, der zur Verkostungsnotiz motiviert, für die in Ermangelung von Papier die Tischdecke herhalten muss. Im „Ferment Asian“ kann man auch über eine weitere, die humorvolle Seite Ringlands mehr erfahren. Ein rechter Schalk steckt neben dem Weingenie in diesem intellektuellen Hünen. So hat er diebische Freude daran, die Redaktion der Lokalzeitung von Barossa ein ums andere Mal mit gestellten Geschichten auf den Arm zu nehmen. Einmal schießt Ringland etwa in seinem Stammlokal, das gerade die Klimaanlage enteist und einen Berg von Eisklumpen in die Ecke gekehrt hatte, davon ein Foto, um es tags darauf an die Lokalredaktion mit dem Kommentar weiter zu leiten, es stamme von seinem Weingut. Von tiefem Respekt gegenüber der Quelle geprägt, schreibt das Blatt sogleich auf seiner Titelseite: „Naturphänomen: Historischer Hagelsturm über Ringlands Weinberg ungeahntes Ausmaß der Zerstörung“. Oder aber der Versand eines Hundeknochens an dieselbe Redaktion, der ihm bei Arbeiten im Weinberg in die Hände fiel und aus dem das Lokalblatt in der Folge die Schlagzeile macht: „Sensation: Menschliche Überreste aus der Steinzeit in Ringland Weinberg entdeckt“. Darauf angesprochen lacht er und quittiert mit einem verschmitzten Lächeln: „Auf die Wahrnehmung kommt es an“ („Perception matters“). So verhält es sich denn auch mit dem Wein, eben ein Sache des Betrachters und Ringland ergänzt mit einem Zitat von George Bernard Shaw: „Sei auf der Hut vor falschem Wissen, denn es ist gefährlicher als Ignoranz“.
Chris Ringland - Großmeister des „Syrah“
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Chris Ringland - Grand Master of Shiraz Seit Robert Parker ihn einer breiten Weinweltöffentlichkeit Mitte der 90’er Jahre vorgestellt hat, ist Ringland insbesondere in den USA und Asien ein Star. Um seine Weine reißen sich Sammler rund um den Globus und doch hat dieser Mann, wenn man ihn trifft, trotz seiner hünenhaften Statur so gar nichts von einem raumfüllenden Selbstdarsteller. Eher unprätentiös und schüchtern, abgewogen, mit feinsinnig intellektuellem Sprachschatz und Humor, begegnet Ringland seinem Gegenüber. Die nahezu dreißig Jahre, die der gebürtige Neuseeländer mittlerweile im deutsch geprägten Barossa Valley verbracht hat, haben Spuren hinterlassen. Obwohl Chris Ringland über keine deutschen Vorfahren verfügt, geht es auf seinem Weingut, das mit seiner in die Natur des Hangs eingefügten, zweigeschossigen Architektur aufgrund der überschaubaren Größe liebevoll als „Garage“ bezeichnet werden kann, so blitzsauber zu, wie bei der schwäbischen Kehrwoche. Keine Schuhsole betritt jemals seine privaten Räume, die oberhalb des Kellers liegen und die mit einem modernen Ambiente und offener Küche zugleich für Degustationszwecke genutzt werden. Charmant wird man als Gast noch vor der Haustüre gebeten, sein Schuhwerk abzustreifen und es doch bitte fein säuberlich in den offenen Schuhschrank neben Ringlands eigenen Schuhen einzustellen. Geradezu schwäbisch auch die originäre Bestückung des Stauraums, beherbergt er doch lediglich zwei paar Schuhe, einmal Sneakers und ein von Gebrauch gegerbtes Paar Wanderstiefel. Ein klares Signal dafür, was dem Menschen Ringland wichtig ist. Er ist ein unaufdringlicher Ästhet mit Sinn für das Wesentliche.
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